Populationsstatus und Ökologie von Finnwalen (Balaenoptera physalus) an der Westantarktischen Halbinses

 

Antragstellerin

Dr. Helena Herr 
Universität Hamburg
Centrum für Naturkunde (CeNak)

 

Projektbeschreibung

Im Rahmes dieses Projektes soll (1) der Populationsstatus von Finnwalen an der Westantarktischen Halbinsel bestimmt, (2) ökologische Beziehungen zwischen Finnwalen und verschiedenen Krillarten untersucht und (3) Migrationsrouten zu potentiellen Überwinterungsgebierten nachvollzogen werden. Die Finnwale der Südhemisphere wurden durch den kommerziellen Walfang auf 2% ihrer ursprünglichen Populationsgröße dezimiert. Bis heute existieren keine Informationen zu ihrem Erholungsstatus. Ihre Verteilung und Migrationsrouten sind weitestgehend unbekannt. Kürzlich wurden wiederholt große Aggregationen von Finnwalen entlang der Westantarktischen Halbinsel (WAP) beobachtet, die auf eine Rückkehr der Finnwale in dieses Gebiet hindeuten. Historische Fangstatistiken weisen die WAP als ein ehemals wichtiges Nahrungshabitat aus. Die WAP ist für ihre hohe Krillbiomasse und damit verbundene hohe dichten an Krillprädatoren bekannt. Zu diesen zählen insbesondere auch viele Walarten, die saisonale Migrationen in die Antarktis unternehmen um sich von Krill zu ernähren. Derzeit unterliegt das WAP Ökosystem einem schnellen Wandel unter dem Einfluss der Klimaerwärmung, Ozeanversauerung und der zunehmenden kommerziellen Krillfischerei. Diese Veränderungen haben potentiell starke Auswirkungen auf das marine Nahrungsnetz und können die Abundanz von Krill und Krillprädatoren, sowie deren ökologische Interaktion, nachhaltig beeinflussen. Veränderungen in der Artenzusammensetzung an der WAP könnten auch das neue Vorkommen von Finnwalen beeinflusst haben. Genauso könnten die steigenden Dichten aber auch in Zusammenhang mit einer generellen Populationserholung oder Verteilungsveränderung stehen. In diesem Projekt werden die ökologischen Hintergründe der Finnwalvorkommen an der WAP untersucht. Vor dem Hintergrund der Klimawandel bedingten Veränderungen im WAP Ökosystem wird analysiert, ob die steigenden Dichten Zeichen einer Populationserholung oder einer Verteilungsverschiebung sind. Robuste Abundanzabschätzungen von Finnwalen werden genutzt um die räumliche Dichteverteilung von Finnwalen an der WAP in Bezug zu Habitatparametern, insbesondere der Krillverteilung zu setzen und so ökologische Beziehungen zu identifizieren. Die Identifikation von Migrationsrouten wird zudem genutzt, um die Herkunft der Finnwale an der WAP zu bestimmen und möglicherweise auf Überwinterungs- und Aufzuchtsgebiete zu schließen. Zur Erreichung dieser Ziele werden standardisierte Wal- und Krillsurveys raum- und zeitgleich parallel durchgeführt. Zusätzlich werden einzelne Finnwale mit Satellitensendern ausgestattet. Die ermittelten Verteilungsmuster von Finnwalen und verschiedenen Krillarten werden mit Hilfe von Modellierungen statistisch auf räumliche Überlappung und Assoziation überprüft. Die Tracking-Daten werden zur Verfolgung der Migrationsrouten und Abschätzung der Migrationsursprünge benutzt.

 

DFG-Verfahren: Infrastruktur-Schwerpunktprogramme

Förderung seit 2018