Zugang von atlantischem Wasser zu den Gletschern Ostgrönlands

An­trag­stel­ler

Professor Dr. Torsten Kanzow, Ph.D.
Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Fachbereich Klimawissenschaften
Sektion Physikalische Ozeanographie der Polarmeere


Dr. Ralph Timmermann
Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Projektbeschreibung 

Der Massenverlust des grönländischen Eisschildes beschleunigt sich zusehends und stellt heute einen der größten Beiträge zum globalen Meeresspiegelanstieg dar. Sich erwärmende ozeanische Zwischenwasser atlantischen Ursprungs, die mit den marinen Gletschern in den Fjorden rund um Grönland wechselwirken, werden als ein wichtiger Antrieb für den Eisschildrückgang gesehen. Während der ersten Phase des SPP „Regional Sea Level Chance and Society“ haben wir in unserem Projekt OGreen79 basierend auf erfolgreichen Beobachtungen gezeigt, dass die schwimmende Eiszunge des 79-Nord Gletschers (79NG) das ganze hinweg dem Einstrom von Atlantischem Zwischenwasser (AIW) ausgesetzt ist. Überraschenderweise ist der AIW Einstrom in die Kaverne durch eine während unserer Feldarbeiten entdeckten topographischen Schwelle direkt vor der Kalbungsfront hydraulisch kontrolliert. Wir konnten zudem zeigen, dass die dramatische Dickenabnahme der 79NG Eiszunge um 90 m auf dekadischen Zeitskalen durch sich erwärmendes AIW verursacht wurde. In unserem Nachfolgeantrag A2Green bauen wir auf diesen Erkenntnissen auf. Wir erweitern unseren Blick, um Ozean-Gletscher Wechselwirkungen auf einer regionalen Skala zu betrachten. Wir schlagen vor, die Untersuchungen auf den gesamten Schelf von Ostgrönland nördlich der Dänemarkstraße auszuweiten, in dessen gesamtem Bereich das AIW anzutreffen ist und mit einer Vielzahl von Gletschern in Wechselwirkung steht. Was unser Arbeitsgebiet charakterisiert, ist die Tatsache, dass das AIW auf dem Schelf hauptsächlich aus einer einzigen Quelle stammt, nämlich aus der Rezirkulation von warmem Atlantikwasser in der Framstraße. Insgesamt verfolgen wir drei für das Verständnis der Ozean-Gletscher Wechselwirkung wichtige Arbeitsziele. Wir wollen erstens die zwischenjährliche bis dekadische Verbindung der AIW Variabilität auf dem ostgrönländischen Schelf zur großräumigen Ozeanzirkulation untersuchen, zweitens die Rolle von Schelf- und Schelfrandprozessen für die AIW Variabilität bestimmen, und drittens unsere Studien der küstennahen, topographischen Kontrolle auf zwei Ozean-Gletscher Systeme ausbauen. Der 79NG, der in räumlicher Nähe zur Rezirkulation in der Framstraße liegt, wird ein wichtiger Fokus bleiben. Zusätzlich werden wir mit dem Scoresbysund ein Ozean-Gletscher System untersuchen, das aufgrund seiner Lage am südlichen Rand unseres Untersuchungsgebietes eine große Entfernung zur Framstraße aufweist. Einer der großen ostgrönländischen Gletscher, der Daugaard-Jensen-Gletscher, mündet in das Scoresbysund-Fjordsystem. Unsere Untersuchungen sollen auf Analysen von historischen und aktuellen Verankerungszeitserien in der Framstraße und auf dem Schelf von Ostgrönland sowie hydrographischen Datensätzen in ebendiesen Regionen basieren. Die Ergebnisse sollen durch Betrachtungen von hochaufgelösten Modellsimulationen beruhend auf einem Ozean-Meereis-Zirkulationsmodell in einem größeren räumlichen und zeitlichen Zusammenhang interpretiert werden.

DFG-Verfahren: Schwerpunktprogramme